Im fortgeschrittenen Lebensabschnitt lernte ich eine Frau kennen. Trotz Alter hätte niemand mein wahres Alter erkannt. Niemand. Schwarze Haare, jugendliches Gesicht, offen und voller Energie. Ich hatte zwei sehr lange Reisen durch Zentralasien hinter mir und ich hatte begonnen, die Skizzen und Texte zu einem richtigen Buch aufzuarbeiten und das versetzte mich in eine Art Euphorie, das gab Kraft und das sah und spürte man auch. So kam es, wie es kommen musste, wenn man sich in eine Frau verliebt und im Herbst 2008 unternahm ich eine Reise nach Anatolien, Kappadokien. Die Erinnerung wie mich der ätherischartige Klingelton meines Handy weit, weit draussen, in einer steppenartigen, herbstlichen Landschaft von meiner Partnerin Y. mich schlagartig in eine andere Welt versetzte, werde ich nie vergessen! War das eine Zeit! Bei der Rückreise erwartete mich Y. mit einem Blumenstrauss am Flughafen und wir konnten es kaum erwarten, bis wir zuhause waren. Es dauerte neun Monate und dann kam unsere Tochter zur Welt. Minne war angesagt, das Mädchen war ein ruhiges Kind, gab gern Laute der Freude von sich. Selbst Wickeln machte mir rein gar nichts aus, ich lernte das routiniert und eine schöne Zukunft bahnte sich da an. Ja, wir fuhren dann im Sommer mit dem Schiff nach Griechenland, erst nach Kreta, wo ich eine sehr nette Pension kannte, dann nach Karpathos, wo ich schon seit Jahren eine Freundschaft pflegte und ich trug klagelos in langen Märschen meine Tochter in der Kindertrage durch die Hitze an wunderschöne, archaische Orte, die ich längst von früher her kannte. War das eine Zeit! Dank dem Kind hatten wir leichten Zugang zu den Herzen der Griechen und wurden mit Vorzug behandelt. Die Jahre vergingen, die Tochter wuchs heran, mein Kapital schmolz unerbittlich, wie die Zungen der Gletscher. Und es kam, wie es kommen musste, Unzufriedenheit machte sich bemerkbar. Auf eine mir unerklärliche und unverständliche Forderung von Y. wollte ich nicht eingehen. Diese Forderung hätte ziemliche Kosten mit sich gebracht und für mich hiess es jetzt, dass wir sparen mussten. Irgendwann folgte der unvermeidliche Bruch und so war ich wieder allein. Nebst der Tochter, die ich regelmässig zu mir nehmen konnte blieb mir dann nur noch ein Kinderbett und eine Babytasche und an der befand sich ein breiter Klettverschluss. Darin waren farbige Reste von unsern Pullovern hängen geblieben, Farben, wie ich und Y. sie trugen. Selbst an den Klettverschlüssen meiner Jacke waren haargenau dieselben Farben. Und die Fusseln, die ich in der Zeit aus meinem Bauchnabel gesammelt hatte, alle hatten sie dieselben Farben.