Manchmal hat das Ende einer langjährigen Beziehung zu einem einst geliebten Menschen nicht nur schmerzliche Spuren hinterlassen, sondern auch durchwegs positive Eindrücke, und so gibt es die Möglichkeit zu erkennen, dass man ohne die nicht der Mensch wäre, der man heutzutage ist. In einer Beziehung kann man lernen, man kann aber sich auch der Illusion hingeben, dass alles, was da gemeinsam herangewachsen war – alles umsonst, vergeudete Zeit gewesen sein muss. Wegen der Schuldfrage gesteht sich manch einer der Parteien niemals ein, dass man, trotz dem gescheiterten Verhältnis, auch profitiert haben könnte und sei es noch so geringfügig oder verdeckt – es besteht immer die Chance, daraus etwas zu machen, etwas zu übernehmen.
Eine meiner langjährigsten Freundinnen lebte fast acht Jahre bei mir, ohne dass ich von ihr verlangt hätte, sich an den gemeinsamen Kosten zu beteiligen. Denn – sie stammte aus dem Ausland und wohnte „schwarz“ bei mir. Arbeit zu finden war nicht nur sehr schwierig, das hätte auch geheissen, die ganzen bürokratischen Hürden zu nehmen, und das mit unsicherem Ausgang. Ja, ich weiss, da war noch ihr Stolz auf ihre Ausbildung für die es in diesem Land keine adäquate Angebote zu haben schien. Schliesslich fand sie nach einer Zeit, wo ich es für angemessen hielt, dass sie jetzt definitiv etwas zum Haushalt beitragen sollte – zwangsläufig – eine Stelle. Ein halbes Jahr später sollte ich erfahren, was es hiess, solidarisch zu sein. Kaum hatte sie ihr eigenes Geld, zog sie von dannen. Aus. Da sie immer während der Zeit bei mir gemalt hatte, war das einzige, was sie mir hinterlassen hatte, der Ausschuss ihrer Gouachezeichnungen. Diese vernichtete ich im Ofen und bemerkte erstaunt, wie sich die Pigmente auf den verbrannten Fragmenten transformiert hatten, rettete die äusserst fragilen Kostbarkeiten und setzte sie unter Glas.
Der ausrangierte Rahmen war aus dem Naturmuseum und sinngemäss beschriftet: Schmetterling aus Brasilien.