Von der Bewirtschaftung der Einsamkeit
Wenn einer zurückgezogen so lebt wie ich, und man weiss das, dass er sich mit Sicherheit auch einsam fühlen könnte, oder gar muss, dann ist es vielleicht so, wie bei einem Gebrechen, man zögert, weil man ja weiss, dass man hilflos – ja, ist es ein Makel, eine Krank…- nein, ein Leiden, etwas, wo man machtlos – ja, genau, machtlos, hilflos gegenüber steht und man will es, oh Gott, was kann man da machen!? Man will ja nicht den Barmherzigen spielen müssen, man möchte eigentlich nichts anderes, als ihn gleichwertig – aber das funktioniert nicht, weil wir alle haben ja Partner, sind gar verheiratet, haben einen Freundeskreis…
Wer will den schon den Barmherzigen spielen wollen!?
Man will doch auf Augenhöhe… aber leider Gottes, wie ist das bloss machbar!?
Vielleicht widerstrebt es einem naturgemäss, sich auf die Ebene eines Aussenseiters zu schlagen, ist es nicht ein bisschen so, wie sich auf Glatteis begeben?
Dann die grosse Frage, wer ergreift zuerst die Initiative – hat man sich denn noch etwas zu sagen? Oder ist bereits alles gesagt!?
Einen Einsiedler in seiner Höhle aufzusuchen – birgt das nicht ein gewisses Risiko!?
Im Grunde genommen lebe ich nur noch dank sprachlicher Almosen.
Nicht selten führe ich meine Einsamkeit an der kurzen Leine spazieren. Wichtig, dass man diesem Kind nicht allzu grossen Spielraum gibt.
Wir gehen Gassi.
Jetzt aber nach Gassi gehen, kommt zuverlässig der Hunger. Da stehe ich dann in der Küche und es wird wieder mal Spaghetti al Sugo «Felice» geben, das heisst, da kommt Knoblauch rein, Datteltomaten nur kurz alles andämpfen, habe ich von einem pensionierten Deutschlehrer übernommen. Knoblauch hat die dumme Eigenschaft, wenn er erhitzt wird, dann spürt das meine ganze Umgebung, möchte aber meine heilige Stube, wo jetzt, weil Herbstbeginn, meine Tuberosen im Kübel stehen, nicht der Knoblauch das Szepter übernimmt.
Noch nie was von Tuberosen gehört? Schade, aber hören kann man sie auch nicht, aber ihr Duft – der kostbarste Duft der Welt – verströmt seine olfaktorischen Fanfaren, es ist ein Geschenk des Himmels, aber ums Himmels Willen muss ich beim Kochen die Türe zu meiner Küche schliessen und die Abzughaube einstellen, damit nicht die ganze Wohnung verpestet wird. Aber dann bin ich diesem Geräuschpegel so ausgeliefert, dass ich fast meine, es hätte in der Stube das Telefon geklingelt! Da spitzt man seine Ohren, aber, falscher Alarm, da hat mich mein Tinnitus genarrt und kein Blinken am Telefon, ich kann getrost mich meinen kulinarischen Genüssen hingeben.
Fortsetzung folgt. Vielleicht.